Die hier beschriebene Tour war, im Vergleich zu den üblichen Touren, viel mehr ein Roadtrip mit insgesamt 6800 gefahrenen Kilometern. Beginnend von Trelleborg über die Oresundbrücke nach Dänemark, weiter an schwedischen Westküste über Göteborg bis Trondheim (etwas Kultur darf auch schon sein) Die Wohnmobiltour ging an der norwegischen Küste lang über den Polarkreis bis nach Bodo zur Mitternachtssonne. Wieder durch Schweden nach Finnland. In Kuusamo zur Bären- und Adlerbeobachtung. Schließlich an der Ostgrenze von Finnland entlang bis Helsinki, um dort nach Tallin überzusetzen. Natürlich waren wir auch in Riga und Vilnius.
Roadtrip: Wohnmobiltour durch Skandinavien und das Baltikum
Übersicht
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Steckbrief zur Tour
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31.5. wir sind um 9.30 losgefahren, gegen 12.30 waren wir am Überseehafen in Rostock. Anstellen, Warten und anschließend ne steile Rampe hoch auf das Schiff. Wir haben auf dem Schiff gegessen, lecker aber sehr fettig. Um 21.30 in Trelleborg am Campingplatz angekommen, Rezeption zu, online einchecken klappt nicht, also vor dem Platz übernachtet.
1.6. Trelleborg Ich habe mir ein wenig Magen und Darm verbogen, also erstmal Stuhl in die Sonne, lesen und in der Nähe der Toilette bleiben. Nachmittags mit Roli einen langen Spaziergang am Wasser entlang gemacht. Landschaftlich schön aber ein sehr unangenehmer Gestank. Eigentlich wollten wir 2 Tage bleiben, aber Planänderung. Wir fahren morgen weiter.
2.6. bis 4-6- geplante Weiterfahrt nach Helsingborg über Malmö und Kopenhagen. Früher Aufbruch Richtung Malmö. Wir wollen über die Öresundbrücke nach Kopenhagen, von da nach Helsingbro und dann mit der Fähre nach Helsingborg zurück nach Schweden. Die Überfahrt über die Brücke war spektakulär, kurze Fährfahrt zurück nach Schweden. Der Platz, den wir uns ausgeguckt haben, war geschlossen, also ca 20 Km weiter gefahren nach Domsten. Dort direkt an der Marina mit Blick über die Ostsee nach Dänemark einen Stellplatz gefunden. Den Nachmittag und Abend am Wasser gesessen, gegrillt und gelesen. Besser geht nicht
3.6. Wir haben beide recht lange geschlafen, Roli hat nachts nicht mal den Sturm mitbekommen. Frühstück gegen 9.30 Uhr. Wir haben dann die Räder flott gemacht und sind los bei ziemlich heftigem Wind, der sich später zu leichtem Sturm auswuchs. Roli immer schön in meinem Windschatten, ich habe ja ein e-bike. Es war die schönste Radtour, die wir je gemacht haben. 15 Km meistens direkt am Meer bei sehr gut ausgebauten Radwegen. Der Wind wurde immer stärker, wir mussten die Räder gut festhalten, wenn der Wind von der Seite kam, war echt cool. Zurück am Platz, 30 Km geschafft. Am späteren Nachmittag haben wir noch einen Sturmspaziergang am Meer gemacht, dann duschen, kochen, lesen und schlafen gehen. Kraft für morgen tanken. Es geht nach Göteborg mit einem Zwischenstopp in Varberg. Dort wollen wir eine alte Festungsanlage, die ins Meer gebaut ist und ein Badehaus aus der Jahrhundertwende besichtigen.
4.6. Wir sind nach einem schnellen Müsli-Frühstück rechtzeitig aufgebrochen Richtung Varberg- Die Anfahrt auf das Städtchen war eher unspektakulär, viel Industrie, Güterbahnhof etc. Dann den Hafen gefunden, direkt am Wasser Parklätze für Womos. Die konnte man aber nur für eine Nacht buchen, wir wollten aber weiter nach Göteborg. Also einen weniger romantischen Parkplatz am Güterbahnhof genommen, dafür aber kostenlos. Das alte, auf Stelzen ins Meer gebaute Badehaus ist unsagbar schön. Heute als sogenanntes kaltes Badehaus mit Sauna genutzt. Das Haus ist streng aufgeteilt zwischen Männern und Frauen, weil Nacktbadehaus (Treppen im hinteren Teil des Hauses in die Ostsee) In der Ostsee kann man sich natürlich treffen, aber das ist dann nicht mehr in der Verantwortung der Badehausbetreiber. Gleich daneben die alte Festung, wirklich ein beeindruckendes Ensemble. In einer kleinen Kneipe haben wir einen Mittagssnack genommen, das erste Smoerrebrod. Weiter nach Göteborg, einen Campingplatz weit außerhalb mit Anbindung an die City. Der Platz liegt direkt am Meer, 15 Minuten Fußweg zum Bus. Göteborg hat uns völlig überfordert. Eine sehr pulsierende Stadt, unsagbar viele Fahrradfahrer, Rollerfahrer, Busse, Straßenbahn und Autos. Wir haben den Hafen und Teile der Innenstadt abgelaufen, dann zurück zum Platz. Abendessen und spülen. Wir freuen uns auf die Wildnis ab morgen, Steilküste auf dem Weg nach Oslo.
5.6. Nach einer eher unruhigen Nacht, es hat gestürmt und geschüttet wie aus Eimern, brechen wir auf zur angeblich schönsten Küste nördlich von Göteborg, die Bohuslän. Es wird etwas schroffer und bergiger. Wir wählen eine Route abseits der Autobahn im Zickzack entlang der Schären. Erstes Highlight eine gigantische Brücke über die Ostsee, eine der vielen Schären . In der Mitte der Brücke musste Roli mächtig aufpassen, der Wind hatte sich zum Sturm ausgewachsen. Unser Autochen machte plötzlich einen richtigen Hüpfer. Es wurde immer stürmischer, dabei aber sonnig. Nach vielen Umrundungen der zerklüfteten Küste, zeigte mein Navi wieder das Kreuzen der Ostsee. Ich ging von einer weiteren Brücke aus. Weit gefehlt. Wir fuhren direkt aufs Meer zu, keine Brücke aber eine Fähre und das bei brüllender See. Mir wurde ehrlich etwas mulmig. Die Überfahrt war dann aber erstaunlich gut. Wir erreichten unser erstes Ziel, das Örtchen Lysekiel, direkt am Wasser, tosende See, die weit über die Kaimauer spritzt. Kräftige Sturmböen, einfach fantastisch Wir sind am Hafen lang gelaufen, Fotos gemacht, kleinen Snack genommen und dann zurück zum Auto gekämpft. Weiter zum zweiten Stop nach Smögen. Eine Stadt (gleichnamige Insel), die im Wasser auf Felsen liegt. Soweit so gut. Schon in der Nebensaison ein Auftrieb vom Feinsten. Ich dachte an Disneyland und wir sind schnell weiter gefahren nach Fjällbacka. Die Entscheidung hat sich wirklich gelohnt. Auch hier ist die Stadt auf und an Felsen gebaut, aber gewachsen, nicht wie Smögen für die Touristen aufgebaut. Wir finden 2 Km entfernt einen Campingplatz, grillen und aufräumen. Roli macht noch einen Spaziergang, ich schreibe. Die Sonne wird ca. um 23 Uhr untergehen, also alle Zeit der Welt. Mal schauen, was der morgige Tag bringt.
6.6. Heute Nacht hat es wieder ziemlich geschüttet und gestürmt. Ich habe heute Nacht gefroren und fühle mich etwas vergrippt. Wir entscheiden ziemlich spontan, dass wir nicht schon wieder Lust auf eine Großstadt haben und beschließen an Oslo vorbei zu fahren, nach oder über Lillehammer in Richtung auf den Romsdalfjord. Wir fahren auf der E6 von Schweden Richtung Norwegen über die Swinesundbrücke, sehr beeindruckend, und schon sind wir in Norwegen. So langsam wird aus dem lieblichen Schweden das etwas rauere und bergige Norwegen. Wir über – und unterqueren jede Menge Seen und Flüsse, kreiseln uns auf 700 Meter hoch, sehen in nicht allzu weiter Ferne schneebedeckte Hügel. Die Straße, die für morgen angedacht war, der Trollstiegen, ist wegen Schnee gesperrt. Im Juni. An Lillehammer fahren wir vorbei, ist nicht sehr spektakulär. Knapp 100 Km vor Andelsens am Romsdalfjord finden wir einen Platz für die Nacht. Ein sehr schöner Parkplatz im Wald, sogar mit einem blitzsauberen WC. Wir kochen noch Pasta Bolognese, spülen im Womo. Um 20.30 macht Roli sich bei strahlendem Sonnenschein auf mit seiner Kamera, die Gegend erkunden. Die Sonne wird vermutlich um 23.10 Uhr untergehen, er hat also alle Zeit der Welt. Wir sind am heutigen Tag 538 Km gefahren. Durch die abwechslungsreichen Landschaften war das sehr schön und überhaupt nicht langweilig.
7.6. Nach einer sehr ruhigen Nacht im Wald und einem schnellen Müsli-Frühstück machen wir uns relativ bald auf in Richtung Andalsens. Wir wundern uns zu Beginn, dass wir für die knapp 100 Km fast 2 Stunden benötigen sollen. Wir fahren in die Berge, enge Täler, hohe Zinnen, rauschende Gebirgsbäche, Wasserfälle, Serpentinen…ging nicht schneller und war atemberaubend schön. Der Ort selbst war schön, wir beschließen aber weiter zu fahren Richtung Westküste, an die Fjorde der Nordsee. Jetzt wurde es richtig abenteuerlich. Wir mussten mehrmals die Wasserarme passieren, 3 Brücken davon 1 spektakulär, 1 Fähre und 2 lange Tunnel unter dem Wasser durch. Wir sind dann bis nach Kristiansund gekommen und haben uns einen Stellplatz gesucht. Der Tag hat so viele Eindrücke parat gehabt, dass wir das gar nicht alles verarbeiten können. Wir haben noch gegrillten Schafskäse mit Gemüse und Röstbrot gegessen und der Tag war vorbei. Morgen geht es weiter nach Trondheim, immer an der zerklüfteten Nordseeküste lang. Wenn ich richtig gezählt habe, nach Studium der Karte, mit 7 Unter- oder Überquerungen. Die 197 Km sollen in knapp 4 Stunden geschafft sein, wir sind geschafft.
8.6. Mit einer Pause und einem Einkaufsstopp haben wir die knapp 200 km nach Trondheim tatsächlich in 5 Stunden geschafft. Durch die beeindruckende Fjordlandschaft streng nach dem Motto „Über 7 Brücken musst du fahren“ waren es tatsächlich 7 Brücken, 1 langer Tunnel unter dem Meer durch und eine Fährüberfahrt. Die Landschaft, hohe Berge, die die Fjorde umschließen im Wechsel mit Tälern ist kaum zu beschreiben. Ich bin sicher, wir werden nochmal mit mehr Zeit nach Norwegen kommen. Wir haben in der Stadt einen Stellplatz gefunden von dem man in 20 Minuten zu Fuß in der Altstadt ist. Wir haben uns dann auch sofort auf den Weg gemacht, sind ein paar Umwege gelaufen und in der Altstadt angekommen. Direkt am Fluss haben wir ein uriges Restaurant gefunden und ein Meeresfrüchtemenü (Fisch, Krebs, Muscheln und Riesenscampi), anschließend ein Dessert gegessen. Es war fantastisch. Anschließend ein Spaziergang, Roli im Glück, weil sich die alten Speicherhäuser perfekt im Fluss spiegelten. Während Roli fotografiert hat, habe ich den Reiseführer nochmal ausführlich gelesen und jetzt einen genauen Plan für morgen. Zurück am Parkplatz stellen wir fest, dass der Platz zwar sehr zentral gelegen ist, aber an das „Kreuzberg“ von Trondheim grenzt. Laute Musik und lachendes Jungvolk. Ich bin müde und werde trotzdem schlafen.
9.6. Trondheim Die Party war dann doch etwas ausufernd, grölende Menschen, Mopeds, die auf dem Parkplatz rumheizen. Mir war etwas ängstlich, ich habe Roli angerufen, ob er wieder zurück kommt. Er wollte noch Fotos machen, kam dann gegen 23.30 zurück. Wir haben noch bis 01 Uhr Pläne geschmiedet, dann war auch Ruhe und wir konnten schlafen. Die Nacht über hats wieder geregnet, wir sind gegen 11 Uhr losmarschiert, zunächst zur alten Festung. Der Blick von da oben war traumhaft, der Weg dahin aber ziemlich anstrengend, weil sehr steil. Hoch kam ich ins Schnaufen, runter ging mächtig auf die Knie. Anschließend sind wir zum Nidarosdom, das beeindruckendste Kirchengebäude, das wir je gesehen haben, wir haben schon einige in unterschiedlichen Ländern besichtigt. Dort haben wir uns ziemlich lang aufgehalten. Der Rückweg, ca 30 Minuten Fußweg, war für mich sehr schwer, ich hatte nur noch den Wunsch nach einer Schmerztablette, der Abstieg von der Festung hat mich doch nachhaltig zerstört. Roli hat dann für mich gekocht und auch gespült. Da Roli von Norwegen so begeistert ist, haben wir den Plan nochmal umgestellt. Eigentlich wäre es morgen wieder nach Schweden gegangen. Wir fahren jetzt aber weiter in den Norden von Norwegen nach Sandnessjoen. Von dort schauen wir dann ob es noch weiter Richtung Narvik geht oder dann doch nach Schweden und Finnland.
10.6. Es ist 21 Uhr, wir sind auf einem ziemlich schönen Stellplatz direkt am Meer auf der Insel Alsten in Sandnessjoen angekommen, leider bei ziemlich blödem Wetter, 8 Grad und Regen. Wir sind fast 12 Stunden unterwegs gewesen und haben eine wunderschöne und abenteuerliche Fahrt hinter uns. Wir sind ziemlich bald von der E6 abgefahren und die Küstenstraße 17 entlang der Hengelandküste zu nehmen, viele Kurven und immer wieder das Umrunden der „Meeresfinger“ der Fjorde, die ins Land reichen. 4 Brücken waren zu überqueren und wir mussten 3 Fähren nehmen. Vor der ersten Fährfahrt, wir sind durch sehr wenig besiedeltes Gebiet durch Wälder und Berge gefahren, stand ein ausgewachsener Elch am Straßenrand und schaute sich die Welt an. Wir haben nicht schlecht gestaunt, es war ein mächtig großes Tier. 16 Km nach Verlassen der 2. Fähre wurde die dritte angekündigt. Diese Überfahrt sollte 60 Minuten dauern. Als wir ankamen fuhr die Fähre gerade ab, es standen schon eine Menge Womos und Autos für die nächste Fähre an. Die fuhr aber erst in 2 Stunden, also warten. Mit viel Parkgeschick sind wir dann noch auf die Fähre gekommen. Die letzten kamen nicht mehr mit, weitere 2 Stunden Wartezeit. Wir habens geschafft.
11.6. Schon wieder eine Planänderung, wir wollten eigentlich 2 Tage in Sandnessjoen bleiben. Es hat die ganze Nacht geschüttet wie aus Eimern , morgens gleich weiter bei schnuckeligen 9 Grad. Also haben wir uns wieder aufgemacht, erst das Nötigste einkaufen, dann wieder auf die Küstenstr. 17 um weiter nach Bodo zu kommen. Die Stadt liegt direkt am Atlantik und soll die größte Seeadler Population in Europa haben. Die Fahrt begann mit der Überfahrt über die gigantische Hegelandbrücke, dann sollte die erste Fährfahrt stattfinden. Die Fähre lag im Hafen, es war 11.30 Uhr. Die Kapteins und sonstige machten aber erstmal Pause, die Fähre sollte dann ca. um 13.55 Uhr ablegen, wieder 2,5 Stunden Wartezeit bei Regen und Kälte. Darauf hatten wir keine Lust, umdrehen und zurück auf die Europastr. 6. Unabhängig davon, dass wir viel schneller am Ziel waren, sollte sich das als eine mehr als glückliche Entscheidung erweisen. Die Strecke war unheimlich schön, sehr abwechslungsreich, hohe Berge, Wasserfälle, reißende Gebirgsbäche, Passstraßen und immer wieder das Umfahren der Fjorde. Als besonderes Bonbon haben wir den Polarkreis überquert, incl. Kleiner Schneeballschlacht, war ein wirklich bewegender aber sehr kalter Moment. Nördlich des Polarkreises, auf der Bundesstr. 812 nach Bode ein landschaftliches Highlight nach dem anderen. Der Gipfel waren 2 junge auf einer Wiese grasende Rentiere. Wir haben dann in Bode den ersten Stellplatz, den uns die Camping App angab, angefahren. 15 Stellplätzt mitten im Industriegebiet hinter einer Tankstelle. Wir sind geflüchtet. Zweiter Versuch, auch ein Stellplatz, diesmal aber direkt am Atlantik, in erster Reihe. 5 Meter vor unserem Womo der Atlantik, traumhaft. Wir werden 3 Nächte hierbleiben. Ich hoffe auf gutes Wetter, am Strand sitzen und lesen, während Roli in den Bergen rumkraucht und Adler sucht. Wir werden sehen.
12.6. Ein wunderschöner Schlumpftag für mich. Ein wenig am Strand lang gelaufen, ansonsten im Womo und auch mal draußen in eine Decke eingewickelt gelesen. Gegen Abend wurde das Wetter dann richtig gut mit Sonnenschein. Aber sobald die Sonne weg ist, wird’s kalt. Ich habe tatsächlich einen Adler in der Luft gesehen, Roli konnte den dann auch noch fotografieren (schwarzer Punkt auf blauem Grund). Roli ist am Vormittag aufgebrochen und auf den Berg geklettert, kam nach 4 Stunden glücklich und stinkend wieder. Wenn der Wetterbericht stimmt, können wir morgen die Mitternachtssonne sehen und wir stehen in Poolposition, wir sind gespannt.
13.6. Wir sind bei strahlendem Sonnenschein aufgewacht. Roli hat sich selbst übertroffen und Speckeier zum Frühstück gemacht. Derart gestärkt habe ich entschieden nur einen halben Schlumpftag zu nehmen. Wie sind dann zusammen am Meer entlang, teilweise durch Wälder und über kleine Felsen zum nächsten Strand marschiert. Das war wunderschön mit Pause auf einer Bank am Atlantik in der Sonne. Nach einem Mittagssnack habe ich versucht ein wenig zu schlafen, ging aber nicht. Die beiden kleinen Hunde der Nachbarn haben dauernd gekläfft. Also ab in die Sonne und lesen, Roli ist noch mal auf den Berg geklettert auf der Suche nach den Adlern. Nach dem Abendessen habe ich noch ein wenig gelesen, dann sind wir beide in eine Decke eingewickelt mit Sonnenbrillen auf der Nase gegen 22Uhr auf unsere Campingstühle mit Blick auf die Sonne. Für diesen Moment hatten wir eine Flasche Limoncella mitgenommen. Gegen Mitternacht dann das erwartete Spektakel, die Sonne ditschte einmal am Horizont auf um dann gleich wieder nach oben zu steigen, grandios. Mitternacht mit Sonnenbrille am Strand, muss man mal gehabt haben.
14.6. Wir sind früh aufgebrochen, einkaufen und auf die letzte Tour durch Norwegen nach Schweden. Das Land hat nochmal alles aufgeboten, was es an fantastischen Landschaften hat. Fjorde mit hohen schneebedeckten Bergen im Sonnenlicht. Wir mussten eine ganze Menge Pausen machen, damit Roli die Aussicht auch mal genießen konnte und natürlich, um Millionen von Fotos zu machen. In Schweden angekommen wurde es erstens sehr viel kälter und zweitens sehr einsam. Wir sind kilometerlang gefahren, ohne jemandem zu begegnen. Als wir aus den Bergen raus waren, tauchten wir ein in die liebliche schwedische Landschaft, Wälder, sanfte Hügel und jede Menge Seen, die durch kleine Flüsse verbunden sind. Wir sind jetzt auf einem Platz in Schweden und werden morgen direkt nach Finnland weiterfahren. Ich halte es hier nicht aus, auch nach 8 Jahren nicht. Gegen Abend hat sich der Himmel hier passend tiefblau und anschließend schwarz eingefärbt und es regnet wie aus Eimern.
15.6. Campingplatz gestern genutzt und sämtliche Wäsche gewaschen, heute Morgen Womo und alles darin gereinigt, Bini und Roli lange Dusche und los geht’s Richtung Finnland. Die Fahrt durch Schweden war für mich nicht besonders schön, sehr sehr viele Erinnerungen an Stephan kamen hoch, war schwer auszuhalten. Roli fand es auch ein wenig deprimierend, weil es immer wieder 80 Km oder 60 Km geradeaus ging, wenig Abwechslung, außerdem merkte er natürlich meine Stimmung. An mehreren Punkten haben wir Rentiere gesehen, ca 10 Stück, eines stand auf der Straße und kratzte sich mit dem Huf hinterm Ohr. Kurz bevor wir Schweden verlassen haben, habe ich noch einen ziemlichen großen Elch gesehen. In Finnland angekommen, veränderte sich die Landschaft, es wird etwas rauer, aber auch ziemlich einsam. Roli ist gefahren und gefahren und gefahren. Jetzt stehen wir auf einem Parkplatz irgendwo im Nirgendwo, ca 160 Km von der russischen Grenze entfernt. Dort in die Nähe wollen wir morgen und können da hoffentlich eine Bärensafari machen. Gegen 22 Uhr wollte Roli noch einmal Gassi gehen. Er kommt wieder, holt seine Kamera und sagt, da kommt was Großes die Straße hinunter. Und schwupps…. Stehen 3 ausgewachsene Rentiere vor unserem Womo. Jetzt trinke ich weiter Wein und warte auf den Elch, dunkel wird es ja nicht.
16.6. Nach einer sehr ruhigen Nacht kam uns morgens nochmal ein Rentier besuchen, dann sind wir weiter. Die Straße sehr hügelig, manchmal fühlt es sich an wie Achterbahn fahren. Bei jeder Kuppe erhöhte Aufmerksamkeit, es stehen ständig Rentiere an oder auf der Straße. Gegen 13 Uhr haben wir Kuusamo erreicht. Roli hat die homepage für die Bärensafari aufgerufen (gestern im Wald hatten wir kein Netz) und ist sehr enttäuscht, da die Tour für morgen ausgebucht ist. Also bleiben wir einen Tag länger und buchen für Dienstag. Nach einigem Suchen haben wir einen sehr urtümlichen Campingplatz gefunden, mitten im Wald an einem See, viele kleine Hütten (die Finnen sagen Möckis) und einige wenige Womo - oder Caravanplätze. Wir sind die einzigen Gäste. Am Nachmittag machen wir einen langen Spaziergang durch Wälder, teilweise am See entlang. Es gibt jede Menge Mücken, Gott sie Dank haben wir AntiBrumm in rauen Mengen. Abends marschiert Roli nochmal los zum See um Fotos zu machen. Offensichtlich hat er sich den See mit Millionen Mücken geteilt.
17.6. Ich habe schlecht geschlafen, ein wenig erkältet, mir tun alle Knochen weh. Nach einigem HickHack per mail und Telefon ist klar, wir können doch heute Abend schon die Bärentour machen Ich nehme eine Ibu und lege mich nochmal schlafen. Nach einem langen Schlaf und einer heißen Dusche fühle ich mich wieder besser und bereit für unser eventuell größtes Abenteuer. Es hat tatsächlich funktioniert mit dem Abenteuer. Wir sind ca. 40 Minuten zum Meetingpoint gefahren, davon 12 Km über eine abenteuerliche Schotterpiste. Insgesamt waren 6 Menschen auf dem Platz zusätzlich der Guide. Als der in unser Womo kam für einige Instruktionen in, brachte er eine ganze Tüte Mücken mit. Dunkle langärmelige Kleidung und jede Menge AntiBrumm, auch auf die Haare. Wir mussten dann ca. 15 Minuten durch den Wald laufen zu den Schutzhütten. Ich habe noch nie soviel Mücken auf einen Haufen gesehen. In unserer Hütte angekommen, haben wir erstmal 10 Minuten mindestens gebraucht, um Mücken zu töten, die beim Tür öffnen mit rein sind. Roli brauchte noch etwas, um sein Equipment aufzubauen, dann begann auch schon das Spektakel, aber anders, als wir gedacht haben. Es wurden Lachsköder für die Bären ausgelegt. Eine Möwe schaute zu. Plötzlich ist der Himmel voller Möwen zu denen sich Raben gesellen. Ich entdecke oben am Himmel einen größeren, dunklen Vogel. Roli schaut mit dem großen Objektiv und ist begeistert, es ist tatsächlich ein Seeadler, der in großen Kreisen auf uns zu schwebt. Während Roli den Vogel fotografiert, sehe ich einen weiteren und dann noch einen. Innerhalb kürzester Zeit sind 7 Weißkopfseeadler da und bieten eine Flugshow vom Feinsten. Roli ist euphorisiert, da entdecke ich einen Bären, der aus dem Wald kommt. Zwei Babys traben hinterher. Unbeschreiblich, wie erhaben und bewegend die folgenden Minuten sind. Die Bärin sucht die Köder und passt sehr auf ihre Kleinen auf, steht auf den Hinterbeinen, klettert auf einen Baum. Dann verschwindet sie im Wald, kommt ca. nach einer halben Stunde wieder, um noch ein wenig zu fressen. Dann ist sie im Wald verschwunden. Die Adler beglücken uns weiter mit ihren Einlagen. Nach ca. 4 Stunden in der Hütte und langsam müde (es ist 21.30) kommt noch ein sehr großer männlicher Bär mit einer Bärin. Da keine Kleinen zum Aufpassen da sind, trotten die einfach am Waldrand entlang, ins Wasser und lassen sich den Lachs schmecken. Wir sind nicht mehr aufnahmefähig und packen unsere Siebensachen wieder ein. Gegen 22 Uhr holt uns der Guide ab, der Marsch zurück wird in Begleitung von Millionen Mücken und nachlassendem Mückenschutz zur Tortur. (Mückenschutz neu auftrage verbietet sich, da die Bären das riechen können und ggf. ankommen ) Kurz vor Mitternacht sind wir am Platz und völlig fertig. Mit so einem tollen Abend haben wir wirklich nicht gerechnet. Wer nach Finnland kommt, sollte Kuusamo besuchen und eine Bärensafari buchen.
18.6. Weiterfahrt nach Lieksa, ein Ort am schönsten See Finnlands, dem Pilienensee in Karelien. Der See scheint schön, aber es regnet die ganze Zeit. Wir finden einen Parkplatz direkt am See und richten uns für die Nacht ein. Viel erleben wollten wir heute sowieso nicht.
19.06. Nach einer ruhigen Nacht sind wir aufgebrochen Richtung Kuopio, quer durch Karelien. Wir haben einen kurzen Umweg über Vuonislahti, soll ein wunderschöner Aussichtspunkt über den See auf die Berge sein. Schon der Weg hat sich gelohnt, unsagbar bunt blühende Straßenränder, Birkenwälder kleine Hügel, Karelien ist genauso schön, wie ich gehofft habe In Vuonislahti angekommen genießen wir den Blick über diesen unfassbar schönen See, umgeben von Bergen. Wir sitzen in der Sonne auf einem Steg im Wasser. In Kuopio haben wir einen schönen Campingplatz gefunden, wir grillen zum Abend und schauen das Fußballspiel der deutschen Mannschaft im PC. Morgen wollen wir die Stadt erkunden und am späten Nachmittag weiterfahren.
20.06. Am Hafen von Kuopio haben wir einen Womo kompatiblen Parkplatz gefunden und machen uns zu Fuß auf, über den Marktplatz zum Aussichtsturm auf dem Hausberg Puijo. Das Ganze entpuppte sich als ein 4.5 Km langer Marsch, davon 2 Km ziemlich steil bergauf. Ich bin wirklich an meine Grenzen gekommen und habe ziemlich geschnauft. Endlich oben am Turm angekommen, entdeckten wir 2 Dinge: erstens einen Parkplatz und zweitens eine Bushaltestelle. Gute Planung. Wir sind dann auf den Turm und die Aussicht über die Aneinanderreihung von Seen, unterbrochen durch Wälder und kleine Inseln ist atemberaubend. Das Geschnaufe hat sich jedenfalls gelohnt. Zurück nehmen wir dann den Bus bis zum Marktplatz, kaufen noch Erdbeeren und eine ziemliche Menge lecker gegrillte Sardinen. Nach knapp einem Km waren wir wieder am Auto und ich klinisch tot. Weiter ging die Fahrt Richtung Savonlinna, im Herzen von Südkarelien. Im Laufe der Fahrt nahmen die Seen zu und das zu betretende Land deutlich ab, wunderschön. Ca. 60 Km vor dem Ziel auf einer nicht sehr breiten Landstraße kommt uns ein Womo entgegen dessen Fahrer uns freundlich zuwinkt. Plötzlich gibt es einen lauten Knall und unser Außenspiegel ist pulverisiert. Anhalten, zittern, überlegen was alles hätte passieren können, da kommt der andere Fahrer hinter uns zum Stehen. Der Mann hat umgedreht, allerbeste Laune, obwohl auch ihm der Spiegel fehlt. Zusätzlich hat er keine Scheibe mehr in der Fahrertür. Wir begutachten den Schaden, telefonieren mit dem Eigentümer der Vermietungsfirma, der das Womo gehört und erfahren, dass wir vor Montag keine Werkstatt finden werden, da Midsommer ist und ganz Finnland jetzt 3 Tage feiert. Die Polizei würde bei solchen Bagatellschäden an Midsommer auch nicht kommen. Also hat Roli das, was noch vom Spiegel übrig ist, mit Panzertape fixiert und wir sind weiter gefahren zu unserem Platz. Dann lecker gegrillt (Entrecote und Folienkartoffeln, Wein geköpft und Freude darüber, dass nicht mehr passiert ist.
21.6. Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Dusche fahren wir rein nach Savonlinna und besichtigen die am besten erhaltene Burg Finnlands, die Olavinlinna. Das war ein sehr schöner Ausflug. Dann sind wir weiter gefahren nach Imatra, einem kleinen Ort ganz kurz vor der russischen Grenze im Südosten Kareliens. Wir haben die Stromschnellen des Vuoksi erst gehört und dann gesehen. So ein Spektakel haben wir noch nie gesehen, die Gewalt des Wassers, der durch die Felsen donnert, ist unbeschreiblich. Da heute Midsommer gefeiert wird, haben wir gar nicht erst versucht, einen Campingplatz zu finden, sondern nach einem Stellplatz oder schönem Parkplatz Ausschau gehalten. An dem einzigen Stellplatz, den uns die App anzeigt, angekommen, realisieren wir, dass es den Stellplatz nicht gibt auf dieser schönen Halbinsel. Selbst wenn es den geben würde, möchten wir nicht bleiben, das Feiervolk, das sich hier getroffen hat, grenzt an Almauftrieb. Wir fahren weiter und finden einen Stellplatz direkt am Vuoksi, mit Strom, WC und Dusche. Dieser Stellplatz gehört zu einem 500 Meter entfernten Campingplatz. Da wollten wir aber auch nicht hin, schon um 17.30 wurde da heftig gefeiert.
22.6. Heute steht eine Sightseeingtour auf dem Programm. Wir fahren jetzt definitiv Richtung Süden zum Meer. Erste Station ist Hamina, eine unheimlich süße Stadt. Der Grundriss dieser alten Stadt ist sternförmig in drei Ringen, viele alte finnische Holzhäuser, eine rosafarbene orthodoxe Kirche sowie das himmelblaue Gegenstück. Sämtliche Restaurants und Geschäfte sind geschlossen, einen Tag nach der großen Feier schläft das ganze Städtchen. Eine junge Frau sitzt in einem offenen Fenster und winkt uns aus geschwollenen Augen zu. Die nächste Stadt an der Küste auf dem Weg nach Helsinki ist Kotka, eine große Industriestadt. Wir fahren gleich weiter. Von unterwegs buchen wir eine Fähre für morgen Vormittag nach Tallin. Wir verlassen die Autobahn und fahren auf der Königsstr., der alten Handelsstraße von Turka nach St. Petersburg zum nächsten Städtchen, Loviisa. Eine wunderschöne Atmosphäre am Hafen, mit vielen kleinen Cafés und Geschäften in alten roten Speicherhäusern. Wir bummeln ein wenig, genießen die Sonne und fahren weiter nach Porwoo. Hier wollten wir eigentlich übernachten, finden aber nur einen Stellplatz mitten in der Stadt. Also weiter zum Kalkstrand, einem, wie wir dachten, einsamen Strandabschnitt. Weit gefehlt. Es ist offensichtlich der Platz an dem die Einwohner von Helsinki ihre Boote zu Wasser lassen und den Tag auf dem Meer verbringen. Der Parkplatz ist proppenvoll. Wir setzen uns eine Stunde in die Sonne, schauen dem Treiben zu und hoffen, dass bald einige Leute nach Hause fahren und wir einen Platz finden Gegen 19 Uhr geben wir auf und fahren weiter Richtung Helsinki in der Hoffnung unterwegs einen Parkplatz zu finden. Irgendwann geben wir auf und beschließen, nach Helsinki zu fahren. Ca. 20 Km vor Helsinki steht ein Hinweisschild an der Straße, dass auf ein Hotel und Campingplatz hinweist. Wir biegen ab, haben großes Glück, dass die junge Frau heute länger arbeitet und bekommen mitten im Wald einen tollen Platz. Der Tag war schön aber ziemlich anstrengend. Morgen verlassen wir Finnland mit einem weinenden Auge.
23.6. Nach einer halben Stunde Fahrtzeit erreichen wir Helsinki. Die Fahrt, an einem Sonntagmorgen ohne Berufsverkehr, war schlicht die Hölle. Wir waren heilfroh als wir unbeschadet das Terminal erreichten und uns in die Warteschlange für die Fähre einreihen konnten. Die Überfahrt war sehr schön, wir saßen 2.5 Stunden auf dem oberen Deck in der Sonne, Roli hat ein wenig geschlafen. Wir haben uns einen Stellplatz in Tallin rausgesucht, der Plan war, abends in der Altstadt im Troika ein Steak zu essen, wie vor ca. 20 Jahren. Den Platz haben wir sofort wieder verlassen, so viele Menschen und Autos haben wir die vergangenen 3 Wochen zusammen nicht gesehen. Der zweite Platz lag außerhalb am Meer, eigentlich ziemlich schön. Ohne Taxi aber keine Möglichkeit in die Altstadt zu kommen. Halb Tallin ist eine Baustelle, das Fahren mit dem Riesenschiff dort eine echte Herausforderung. Wir haben einen Kaffee gekocht und eine Stunde in der Sonne gesessen. Anschließend weiter gefahren Richtung Narva (Grenze zu Russland). Wir wollten in einen Nationalpark mit einem Hochmoor. Nationalpark gefunden, Hochmoor nicht. Dafür aber mitten im Nationalpark einen traumhaften Campingplatz. Wir stehen auf einer großen Wiese, Platz ohne Ende. Alles, was hier stören könnte, wären eventuell Wölfe oder Elche. Jetzt hoffen wir auf Internetempfang, damit wir das Fußballspiel der deutschen Mannschaft schauen können. Einige kleine Abstürze gab es für mich, wie jedes Jahr an diesem Tag. Durch dieses tolle Fleckchen Erde aber ein versöhnlicher Abschluss.
24.6. Nach einer kurzen Nacht, langes Fußballspiel und ich leider mit Schlafstörungen gesegnet, machen wir uns über Landstraßen auf den Weg nach Pärnu an der Ostsee, die Sommerhauptstadt von Estland. Die Landschaft verändert sich immer weiter, viel weite Fläche, Landwirtschaft, kleine Bäche, viele Pferde, Hügel und Baumgruppen. So stelle ich mir Pommern vor. Irgendwann jede Menge Storchennester auf Schornsteinen, in denen jeweils mehrere kleine Störche sitzen und auf Eltern und Nahrung warten. Es dauert nicht lange und wir sehen 8 Störche auf einer Wiese Nahrung für die Nachkommen suchen, ein beeindruckendes Bild. Wir haben einen Campingplatz am Stadtrand von Pärnu gefunden. Nicht sehr romantisch, ziemlich eng. Aber direkt am Platz geht der Fahrradweg entlang des Flüsschens Pärnu, der in die Ostsee mündet. An der Mündung ein schöner Strand. Das werden wir morgen in Angriff nehmen.
25.6. Nach dem Frühstück wollen wir losradeln. Oh Schreck: Rolis Fahrrad hat einen Platten. Aber, wie Roli immer sagt: Vorbereitung ist alles, er hat einen Fahrradschlauch im Womo. Fahrrad reparieren und mit etwas Verspätung los. Nach ca. 4 Km erreichen wir einen traumhaften Strand mit großen Schildern: ladys beach. Man möchte bitte respektieren, dass seit Generationen dieser Strandabschnitt Frauen vorbehalten ist, die sich hier unbeobachtet und frei fühlen können. Es sind zwar einige wenige Männer da, aber Roli beschließt, dass er respektvoll ist und wir radeln weiter, an dem Kinder-und Familenstrand mit Musik, Minigolf und diversem Entertainment vorbei in die etwas gemäßigten Zonen. Traumstrand, Traumwetter, aber leider ist die See weg wegen Ebbe. Ich versuche mein Glück, nach 100 Metern und Wasser bis zur Wade gebe ich auf, bräunen ist ja auch ganz schön. Nach einem Mittagssnack steigen wir wieder aufs Rad und radeln auf einem breiten Radweg zunächst am Meer entlang, dann durch einen Park und Wald, sehr schön. Während einer Pause mit Blick aufs Meer, bitten 2 Graureiher und ein Silberreiher eine Flugshow. Wieder am Platz angekommen, haben wir fast 20 Km Radtour geschafft, es hat sehr viel Spaß gemacht. Morgen geht es weiter nach Riga.
26.6. Wir haben den Tag etwas dekadent begonnen, mit einem Frühstücksbuffet in der platzeigenen Kneipe. Das war sehr lecker und sehr entspannt. Nach dem Frühstück los Richtung Riga. Es war eine schöne Fahrt entlang der Bernsteinküste. Die Fahrt durch Riga zu unserem Campingplatz war sehr anstrengend, schlechte Straßen, ziemlich viele Autos, Busse, Straßenbahn. Roli hat es aber geschafft ohne Unfall. Der Platz liegt relativ zentral aber sehr ruhig an einem Fluss. Von der lauten, quirligen Großstadt hört man hier nichts. Wir haben einen Wagen von Boldt bestellt und sind für 5Euro bis zum Rathausplatz in der historischen Altstadt gefahren. Die Altstadt ist einfach fantastisch mit wunderschönen alten oder auch rekonstruierten Häusern mit Stuck. Die Farbe rosa dominiert. Nach einem Mittagessen und viel rumlaufen sind wir zum Schluss in den Dom von Riga. Sehr beeindruckend, eine der schönsten historischen Orgeln der Welt. Im Innenhof, dem ehemaligen Kloster, ist ein Museum mit Fundstücken von mehreren hundert Jahren. Wieder zurück im Dom, hören wir, wie der Organist die Orgel stimmt. Im Foyer schauen wir uns um und stellen fest, dass es in 3 Stunden ein Konzert gibt, völlig easy konnten wir noch Karten kaufen. Das Konzert war der absolute Hammer. Der Organist ein Künstler seines Faches, begleitet von einer Sängerin mit einer Stimme, die wie nicht von dieser Welt war. Spätestens beim Ave Maria hat es uns beide zersemmelt, Roli schon etwas früher bei einem Werk von Bruckner. Wir sind heulend aus dem Dom, haben die nächste Kneipe geentert und eine Flasche Wein bestellt. Später noch ne Kleinigkeit gegessen, Boldt geholt und zurück zum Womo Ich habe nicht besonders gut geschlafen, war wohl zu aufgewühlt.
27.6. Nach einem tollen Frühstück, wir haben gestern in Riga in einer Bäckerei noch ein sehr leckeres Brot gekauft, das so teuer war, dass Roli meinte die backen mit Goldstaub, sind wir relativ früh aufgebrochen. Nach ca. 1,5, Stunden haben wir Litauen erreicht. Wie im Reiseführer beschrieben, leben in Litauern sehr viele Störche. Teilweise laufen die grüppchenweise über die Felder, auch mal hinter einem Pflug her, weil sie dann so tolle Leckereien finden. Manches mal kamen uns fliegende Störche bedenklich nahe. Bei einer Pause haben wir die leckersten Hotdogs gegessen, trotz entsprechender Versuche in Schweden, Norwegen und Finnland. Durch Vilnius sind wir durchgefahren, viele neue Wolkenkratzer und ein kurzer Blick auf eine ev. Altstadt. Unser Ziel war Trakai, ca. 40 Km weiter. Trakai war die alte Hauptstadt von Litauen, wird als Stadt im Wasser beschrieben. Es gibt eine sehr gut erhaltene bzw. restaurierte Wasserburg. Sehr abenteuerlich über Feldwege zu erreichen, finden wir einen Stellplatz fussläufig zur Wasserburg. Es ist sehr heiß und am Wasser an der Burg stauen sich die Touristen, habe ich nie mit gerechnet. Wir schwitzen, nehmen nach einem Spaziergang ein kaltes Abendbrot. Roli marschiert nochmal los in der Hoffnung auf weitere tolle Fotos.
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